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Umweltmedizinische Expertise über den Stoff
Triclosan
Triclosan ist eine Substanz mit antimikrobieller Wirkung, die seit den 60er-Jahren in Seifen
und Deodorants und seit rund 30 Jahren als Hautdesinfektionsmittel (Antiseptikum) in
Spitälern verwendet wird (1, 2). Seit mehreren Jahren wird Triclosan – in zunehmendem Ausmaß – u.a. auch in Zahnpasten, Haushaltsreinigern, Kosmetika, Schuhen, Textilien,
Spielzeug sowie Kunststoffen, die in der Küche und in der Nahrungsmittelindustrie mit
Lebensmitteln in Kontakt kommen, eingesetzt. Auch in Katzenstreu, Gefrierbeuteln,
Klopapier, Kartons und Zeitungen wurde die Chemikalie nachgewiesen (3). Das Vorkommen
in Zelluloseprodukten dürfte dabei herstellungsbedingt sein. In der letzten Zeit wurde auch
über weitere Anwendungsmöglichkeiten von Triclosan im klinischen Bereich (Imprägnierung
von Harnkathetern, um Infektionen vorzubeugen; als Malariamedikament; zur Keimreduktion
Triclosan ist gegen zahlreiche Bakterien und Pilze wirksam, wobei es seine Effekte auf
mehreren Ebenen entfaltet (2). Während das Mittel in höherer Konzentration
Mikroorganismen in unspezifischer Weise abtötet (es kommt zum Aufplatzen der
Zellmembran), wirkt es bei niedriger, lediglich bakteriostatischer oder sub-bakteriostatischer
Konzentration spezifisch: Durch Triclosan wird ein bestimmtes Enzym (Enoyl-ACP-
Reduktase oder Fab 1) blockiert, das eine zentrale Rolle bei der Fettsynthese der Bakterien
spielt (4). Ein wichtiges Antibiotikum – Isoniazid, das in der Tuberkulosetherapie zum
Einsatz kommt – greift ebenfalls an dieser Stelle an (1). Werden Bakterien etwa durch eine
Mutation unempfindlich gegen die Enzymhemmung durch Triclosan, könnte aus einer
Triclosan-Resistenz somit eine Antibiotika-Resistenz werden (Kreuzresistenz). Darüber
hinaus erscheint es beunruhigend, dass ein weiterer Mechanismus, mit dessen Hilfe Bakterien
eine Resistenz gegen Triclosan entwickeln (Efflux-Pumpen, die die Substanz aus der Zelle
befördern), auch bei Antibiotika-Resistenzen eine wichtige Rolle spielt (1, 2, 5-9).
Zu der Frage, wie sich die Langzeitanwendung von Triclosan-haltigen Zahnpasten (welche
die Plaquebildung hemmen und auch gegen Parodontitis wirksam sein sollen) auf die
Mundflora – speziell im Hinblick auf Resistenzbildungen - auswirkt, liegen derzeit nur in
unzureichendem Ausmaß Studien vor. In diesen wenigen Arbeiten zeigte die Mikroflora keine
Triclosan besitzt ein (geringes) allergenes Potenzial (9). Wie eine deutsche Studie ergab,
reagierten unter 88 Patienten mit (Photo)-Allergie auf UV-Filter in Sonnencremes aber
Die Chemikalie wird über Haut und Schleimhäute aufgenommen und zeigte im Tierversuch
eine leberschädigende Wirkung (9). Entsprechende Effekte dürften aber beim Einsatz von
Triclosan in Zahnpasten und Mundwässern aufgrund der geringen Konzentration nicht zu
befürchten sein, wie die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
kürzlich feststellte (11). Zu bedenken ist aber, dass Triclosan auch in zahlreichen anderen
Produkten enthalten ist und dass sich in Laboruntersuchungen an Leber-Mikrosomen bereits
bei niedrigen Triclosan-Konzentrationen Auswirkungen zeigten (12).
Triclosan wurde auch bereits in der Muttermilch nachgewiesen (2). Die gesundheitliche
Bedeutung dieses Befundes ist derzeit unklar (2).
Triclosan kann weiters mit einem bestimmten Dioxin (2,8-Dichlordibenzodioxin) verunreinigt
sein. Es handelt sich dabei um ein Abbauprodukt von Triclosan, das deutlich weniger toxisch
als das „Seveso-Gift“ 2,3,7,8-TCDD ist.
Nach der Anwendung gelangt Triclosan zumeist ins Abwasser und von dort in Flüsse und Seen. In Abwasserreinigungsanlagen werden knapp 80 Prozent des ankommenden Triclosans
abgebaut, etwa 15 Prozent des Mittels werden an Klärschlamm gebunden, die verbleibenden 5
bis 6 Prozent gelangen mit dem gereinigten Abwasser in die Oberflächengewässer (2, 13).
Dort werden sie z. T. in das Sediment transportiert. Aus den Triclosan-Konzentrationen in
verschiedenen Sedimentschichten lassen sich Rückschlüsse auf den Eintrag der Chemikalie in
den vergangenen Jahrzehnten ziehen. So ergaben Untersuchungen im Greifensee (Kanton
Zürich), dass die Konzentration an Triclosan im Sediment seit den frühen Sechzigerjahren
ständig anstieg und Mitte der Siebzigerjahre ein Maximum erreichte. Als dann Kläranlagen
errichtet wurden, wurde auch weniger Triclosan im Sediment eingelagert. Ende der 80er-Jahre
war bereits wieder eine Zunahme der Konzentration festzustellen, bedingt durch den Anstieg
beim Einsatz der Chemikalie (13). Dieser Trend setzte sich in den 90er-Jahren fort. Unter
Sonneneinstrahlung kommt es in Gewässern auch zum photochemischen Abbau von
Triclosan. Dabei entsteht 2,8-Dichlordibenzodioxin (14).
Auf Wasserorganismen, insbesondere auf Algen, wirkt Triclosan giftig. Unter einer
Konzentration von 50 Nanogramm Triclosan pro Liter Wasser ist allerdings in der Regel noch
keine Schädigung von Algen zu befürchten. Dieser Wert kann in Oberflächengewässern
erreicht bzw. auch überschritten werden. Da auch nicht auszuschließen ist, dass Triclosan die
mikrobielle Ökologie beeinflusst, die Substanz sich zudem in Fischen und Wasserpflanzen
anreichert und einen Dioxin-Vorläufer darstellt, sind nach wie vor viele Fragen hinsichtlich
der Wirkung auf aquatisches Leben offen (2). Laut EU-Kommission sind deshalb für eine
umfassende Risikoabschätzung weitere Untersuchungen nötig.
Hinsichtlich des Problemkreises „Triclosan in Kosmetika und Resistenzbildung“ hat die
Europäische Kommission das „Scientific Steering Commitee“ ersucht, eine Stellungnahme
dazu zu verfassen. Die Schlussfolgerung der im letzten Jahr veröffentlichten „Opinion“ lautet,
dass es – was die Induktion oder die Übertragung von Antibiotika-Resistenzen betrifft –
derzeit keine überzeugenden Hinweise auf ein Risiko für Mensch oder Umwelt durch
Triclosan gebe. Der Einsatz von Antibiotika birgt in dieser Hinsicht eine größere Gefahr, so
das Komitee. Allerdings gebe es v.a. hinsichtlich der Auswirkungen von niedrigen
(resistenzfördernden) Konzentrationen von Triclosan noch große Wissenslücken und
entsprechenden Forschungsbedarf. Die Sinnhaftigkeit des Einsatzes der Chemikalie in
Textilien und Kunststoffen wurde angezweifelt.
Im Unterschied zur EU-Kommission sieht die American Medical Association sehr wohl die Gefahr der Entwicklung von Desinfektionsmittel- und Antibiotika-Resistenzen durch den
Einsatz von antimikrobiellen Substanzen wie Triclosan in Verbraucherprodukten (7). Sie
betont auch, dass es keinerlei Beweis für den Nutzen dieser Mittel gibt. Dennoch enthalten in
den USA knapp die Hälfte der Haushaltsseifen antibakterielle Zusätze (7).
Leider haben in den letzten Jahren Industrie und Handel auch in Österreich den Einsatz
„antimikrobieller“ Reinigungsmittel massiv beworben. MikrobiologInnen, ÄrztInnen und
UmweltexpertInnen haben deshalb bereits mehrfach vor der Verwendung dieser Mittel
Die American Medical Association sprach sich im vorigen Jahr dafür aus, in
Verbraucherprodukten wie Seifen, Lotionen, etc. keine antimikrobiell wirksamen Substanzen,
für die eine Resistenzbildung nachgewiesen wurde (wie etwa Triclosan) einzusetzen (7). Was
den Einsatz von Triclosan in Zahnpasten betrifft, äußerte sich auch der bekannte Freiburger
Hygieniker und Umweltschützer Prof. Daschner sehr kritisch (16). „Die Zähne werden auch
mit einer herkömmlicher Zahnpasta ohne Triclosan sauber“, so Daschner abschließend.
Literatur:
1. Aiello A.E., Larson E: Antibacterial cleaning and hygiene products as an emerging risk factor for antibiotic resistance in the community. Lancet Infectious Diseases 3, 2003, 501-506
2. European Commission, Health & Consumer Directorate-General, Directorate C – Scientific Opinions: Report on Triclosan antimicrobial resistance.
3. Kuch B., Schneider C., Metzger J.W.: Monitoring der Desinfektionsmittel Triclosan, Triclocarban und Hexachlorophen in Fließgewässern, Sedimenten, Klärschlämmen, Zu- und Abläufen von Kläranlagen. Forschungsbericht FZKA- – Publikationen - Berichte
4. McMurry L.M., Oethinger M., Levy S.B.: Triclosan targets lipid synthesis. Nature 394, 1998, 531-532
5. Chuanchuen R., Beinlich K., Hoang T.T. et al.: Cross-resistance between triclosan and antibiotics in Pseudomonas aeruginosa is mediated by multidrug efflux pumps: exposure of a susceptible mutant strain to triclosan selects nfxB mutants overexpressing MexCD-OprJ. Antimicrobial Agents and Chemotherapy 45, 2001, 428-432
6. Schweizer H.P.: Triclosan: a widely used biocide and its link to antibiotics. FEMS Microbiology Letters 202, 2001, 1-7
7. Tan L., Nielsen N.H., Young D.C., Trizna Z.; for the Council on Scientific Affairs, American Medical Association: Use of antimicrobial agents in consumer products. Archives of Dermatology 138, 2002, 1082-1086
8. Chuanchuen R., Karkhoff-Schweizer R.R., Schweizer H.P.: High-level triclosan resistance in Pseudomonas aeruginosa is solely a result of efflux. American Journal of Infection Control 31, 2003, 124-127
9. Gloor M., Becker A., Wasik B., Kniehl E.: Triclosan, ein dermatologisches Lokaltherapeutikum. Hautarzt 53, 2002, 724-729
10. Schauder S.: Dermatologische Verträglichkeit von UV-Filtern, Duftstoffen und Konservierungsmitteln in Sonnenschutzpräparaten. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitschutz 44, 2001, 471-479
(Homepage der Dt. Gesellschaft f. Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde)
12. Hanioka N., Omae E., Nishimura T. et al.: Interaction of 2,4,4‘-trichloro-2‘-hydroxydiphenyl ether with microsomal cytochrome P 450-dependant monocytogenases in rat liver. Chemosphere 3, 1996, 265-276
13. Singer H., Müller S., Tixier C., Pillonel L.: Triclosan: occurrence and fate of a widely used biocide in the aquatic environment: field measurements in wastewater treatment plants, surface waters, and lake sediments. Environmental Science and Technology 36, 2002, 4998-5004
14. Latch D.E., Packer J.L., Arnold W.A., McNeill K.: Photochemical conversion of triclosan to 2,8-dichlorodibenzo-p-dioxin in aqueous solution. Journal of Photochemistry and Photobiology A: Chemistry 158, 2003, 63-66
15. Hutter H.-P.: Breite Ablehnung von „antibakteriellen“ Zusätzen in Reinigungsmitteln. Ökobiotikum 11, 4/2000, 4-5
Acute treatment of moderate to severe depression with hypericum extract WS 5570 (St John's wort): randomised controlled double blind non-inferiority trial versus paroxetine A Szegedi, R Kohnen, A Dienel and M Kieser 2005;330;503-; originally published online 11 Feb 2005; BMJ doi:10.1136/bmj.38356.655266.82 Updated information and services can be found at: References This article
Members American Institute of Certified Publi Reserve Funding and the Risk Mitigation Matrix By: David T. Schwindt, CPA RS PRA Reserve studies involve two distinct phases – the physical analysis and the funding analysis . The physical analysis includes, but is not limited to, determining the association’s legal responsibility of repairing, replacin