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ADHS und Sucht
Bis zu 50%, der Menschen, die ADHS im Kindesalter hatten, haben im
Jugend-und Erwachsenenalter noch deutliche Symptome eines ADHS nämlich:
Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
Hyperaktivität, Getriebenheit oder Hypoaktivität, Langsamkeit
schnelle Stimmungswechsel
Chaos und Desorganisation
impulsive Handlungen
Selbstzweifel
Vergesslichkeit
Schwierigkeiten mit Mitmenschen und am Arbeitsplatz

Im Erwachsenenalter zeigen sich weiterhin Risikofaktoren für das gehäufte
Auftreten fast aller seelischen Erkrankungen, insbesondere von Ängsten,
Depressionen, Zwangsstörungen und Somatisierungsstörungen.
Das Suchtrisiko ist bei Vorliegen eines ADHS um den Faktor 4 erhöht.
17-45% der erwachsenen ADHS-ler zeigen einen Alkoholmissbrauch, bzw.
eine Alkoholabhängigkeit. 9-30% der ADHS-ler einen
Substanzmittelmissbrauch, bzw. Abhängigkeit. ( Ohlmeier, Hannover; Krause
München; Rössler, Homburg) Der Verlauf der Suchterkrankungen zeigt sich
außerdem durch einen frühen Beginn, schwere Verläufe und häufigere
Übergänge in Polytoxikomanien. Bei unbehandeltem ADHS beträgt das
Suchtrisiko bis zu 50%.
Ursachen des erhöhten Suchtrisikos:
Sowohl bei ADHS, wie auch bei Suchterkrankungen spielt das Gehirnhormon
Dopamin eine Rolle. Dopamin steuert die Motivation und die Konzentration.
Außerdem lenkt es die Aufmerksamkeit auf Reize, die eine Belohnung
verheißen. Wir nennen das auch Suchtgedächtnis. Das Gehirn focussiert mit
Hilfe von Dopamin auf die Ereignisse und Situationen, die den Genuss der
Drogen und die erwartete Wirkung in Aussicht stellen. Die Wahrnehmung wird
auf diese Weise eingeschränkt und darauf gefiltert, dass vorwiegend Reize
wahrgenommen werden, die mit dem Suchtkonsum in Zusammenhang stehen.
So kommt es wahrscheinlich durch eine zunehmende Einengung der
Wahrnehmung auch zum Suchtdruck. Diese Art der Hyperfocussierung ist auch
bei ADHS gut bekannt.
Weiterhin ist davon auszugehen, dass Substanzmittelmissbrauch häufig als
Selbstmedikation und Selbsttherapie betrieben wird. Nikotin, Cannabis und
Kokain wirken an den Nervenendigungen ( Synapsen) ähnlich wie Dopamin
oder das Medikament Ritalin. Betroffene konsumieren diese Rauschmittel um
damit die Auswirkungen und die Symptome ihres ADHS abzumildern. So
nimmt Cannabis die innere Unruhe und Getriebenheit und man kann damit
abschalten und den ständigen Stimmungsschwankungen entgegenwirken.
Nikotin erhöht die Aufmerksamkeit und macht ruhiger und gelassener,
insgesamt entspannter. Nikotin hilft auch dabei sich klarer und weniger sprunghaft erfahren zu können und mehr Ordnung und Struktur ins Leben zu bringen. Eine ähnliche Wirkung hat Kokain, was aber deutlich mehr Euphorie bewirkt. Der Substanzmittelmissbrauch vermindert ADHS Symptome, schafft aber gleichzeitig neue Abhängigkeiten und Konflikte und eine negative persönliche Entwicklung kann dadurch noch verstärkt werden. Cannabis verschlechtert zudem die Konzentration und bremst Eigenmotivation und Antrieb, was zu einer deutlichen schulischen Verschlechterung führen kann.
Weiterhin treten bei ADHS häufiger kleine depressive Verstimmungen, so genannte ADHS-Blues auf. Es kann auch zu langanhaltenden depressiven Verstimmungen kommen. Auf Grund der Dünnhäutigkeit bei ADHS-lern braucht es meist nur Kleinigkeiten um depressive Reaktionen auszulösen und die Stimmung wieder melancolisch entgleist. Auch hier dienen Droge als Flucht aus der belastendendepressiven Situation.
ADHS-Betroffene sind außerdem auf der ständigen Suche nach Reizen. Sie können Langeweile schlecht ertragen und erleben diese gerade zu als schmerzhaften Zustand, den es zu vermeiden gilt. Richtig wohl fühlen sie sich nur, wenn sie Action erleben, den Nervenkitzel, der sie belebt und sie aus ihrer Lethargie herausreißt. Auf der Suche nach Abenteuer sind sie leichtsinnig und unfallgefährdet. Sie handeln impulsiv nach dem Motto: „ erst gemacht, dann gedacht“ und so bedenken sie häufig nicht die Folgen ihres Handelns. Sie scheinen wenig Angst zu haben und so sind sie auch aus diesem Grund leicht verführbar.
ADHS-ler können weiterhin schlecht Missstimmungen ertragen. Sie haben den Anspruch, dass das Leben immer Spaß machen muss. Es fällt ihnen schwer Bedürfnisse aufzuschieben und sie streben nach sofortiger Bedürfnisbefriedigung nach dem Motto: ich will alles jetzt, sofort und immer. Die Drogen geben zumindest eine Illusion davon, dass die Welt berechenbar und Glück jederzeit verfügbar ist. Dabei haben gerade sie häufig mit Misserfolgen und Niederlagen zu kämpfen und sie neigen dazu allzu schnell zu resignieren. ADHS-ler sind häufig auch masslos und sie können alles übertreiben. Sie sind Meister der Exzesse und Obsessionen. ADHS-ler haben manchmal auch bereits eine dissoziale Entwicklung im Jugendalter, insbesondere dann, wenn sie die Schule verlassen müssten und keine Einbindung in einen Arbeitsbereich erfolgt. Sie hängen herum, tun sich mit Gleichgesinnten zusammen, machen aus Langeweile und Übermut kleinkriminelle Handlungen. Sie fühlen sich zusammen stark, wähnen sich in der Opposition als die Ausgestoßenen, die sich fortan gegen den Rest der Welt zusammentun. Es verbindet sie die Niederlagen und die Ablehnung, die sie im Trotz zusammenschweißt und wo sie ihre Identität durch Provokation und Grenzüberschreitung finden. Sie wollen sich bewusst nicht an Regeln halten, propagieren die Anarchie und erleben es als einen Akt der Selbstverwirklichung sich aus dem bürgerlichen Leben und allen Pflichten und gesellschaftlichen Regel zu verabschiedenMan findet auch Schwierigkeiten in ihren Elternhäusern, eine broken home Situation, weil Eltern selbst von ADHS betroffen sein können oder selbst eine Suchtproblematik haben. Wenn die Eltern auch Suchtprobleme haben, steigt das Risiko einer Abhängigkeit bei den Kindern deutlich an.
Die Behandlung des ADHS verringert das Auftreten einer späteren Suchtentwicklung. Die Behandlung mit Methylphenidat ( Ritalin) ist bei Abhängigen problematisch. Einige Studien zeigen positive Resultate und insgesamt scheint die Medikation das Auftreten eines Cravings zu verringern. Strattera ist eine weitere Behandlungsalternative. Insgesamt benötigen wir dringend weitere Studien zum Thema ADHS und Suchtbehandlung.

Source: http://neuy-bartmann.de/media/PDF/sucht_adhs.pdf

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